Wildbienen-Untersuchungen 2017/18
In den Jahren 2017/2018, d.h. über zwei Flugperioden (Vegetationsperioden) hinweg, wurden an drei Standorten im Norden der Städteregion das Vorkommen von Hautflüglern, speziell Wildbienen untersucht. Der Schwerpunkt der Untersuchungen lag dabei auf den solitär oder primitiv-sozial lebenden Wildbienen. Bei den Untersuchungsflächen handelte
es sich um einen jungen Obstwiesenkomplex bei Herzogenrath-Kälberbend, eine ehemalige Tonabgrabung bei Baesweiler-Beggendorf, sowie eine stillgelegte Kieswäsche bei Eschweiler-Kinzweiler. Im ersten Jahr erfolgte zunächst eine Identifizierung und Kartierung potentieller Kleinhabitate und Biotopstrukturen, die gute Lebensbedingungen
für Solitärbienen und ihr Verwandten boten. Anschließend wurden die Flächen in beiden Jahren an jeweils drei bis vier Terminen, verteilt über die Flugsaison, aufgesucht, und auf fliegende oder nistende Wildbienen und andere Hautflügler (Stechimmen, Legimmen) untersucht.
Ergänzend wurden Anfang 2018 von den ehrenamtlichen Mitgliedern des BUND drei baugleiche, mit künstlichen Nisthilfen aus unterschiedlichen Materialien gefüllte Wände aufgestellt. Die parallele Aufstellung an drei Orten sollte die vergleichende Beobachtung der jeweiligen Besiedlung durch Wildbienenarten bzw. andere Hautflügler ermöglichen. Leider wurde die Nisthilfenwand am Standort Kinzweiler bereits nach wenigen Tagen durch Vandalismus zerstört. Somit standen für eine vergleichende Beobachtung nur die Konstruktionen an den Standorten Beggendorf und Herzogenrath zur Verfügung.
Insgesamt wurden auf den drei Untersuchungsflächen in den beiden Jahren 22 (Obstwiese Herzogenrath), 32 (Tongrube Beggendorf) und 34 (Kieswäsche Kinzweiler) Wildbienen-Arten nachgewiesen. Auch wenn die nachgewiesenen Arten letztendlich nur einen Teil des tatsächlich vorhandenen Artenspektrums zeigen, gibt das Gesamtergebnis einen guten Eindruck hinsichtlich der Qualität der Untersuchungsflächen als Lebensraum für Wildbienen und andere Hautflügler.
Eine vergleichsweise geringe Artenvielfalt weisen die jungen Obstwiesen HerzogenrathKälberbend auf. Die dort vorgefundenen Arten sind zudem fast ausschließlich häufig und weit verbreitet, was aber für diesen Biotoptyp durchaus typisch ist. Auch angesichts des noch jungen Alters der Obstwiesen sind Spezialistenhier (noch) nicht zu erwarten, jedoch
könnte die Artenvielfalt insgesamt größer sein. Viele Arten wurden nur im zweiten Sommer an einem blütenreichen, eingesäten Wegrand entdeckt. Tongrube und Kieswäsche weisen eine deutlich höhere Artenvielfalt auf als die Obstwiese. Insbesondere bei der Kieswäsche wurden mehrere seltene Wildbienen gefunden, die mindestens auf der Vorwarnliste zur Roten Liste (Deutschland bzw. NRW mit Niederrheinischer Bucht) stehen oder als gefährdet bis stark gefährdet eingestuft werden. Der hohe Anteil an Brutparasiten wie Kuckucksbienen, Fächerflügler und Ölkäfer-Larven bei der Kieswäsche ist zudem ein Indikator für eine stabile und intakte Wildbienenbiozönose.
Bei den Nisthilfenwänden inspizierten schon wenige Tage nach der Aufstellung Ende März/Anfang April Mauerbienen (Osmia cornuta, Osmia bicornis) Schilf und Holzscheiben bzw. Aststücke mit Bohrlöchern und hatten kurz darauf bereits die ersten Löcher belegt. Zum Jahresende waren die Schilfhalme bei der Obstwiese stärker von Mauerbienen angenommen worden als bei der Tongrube, während die Holzsscheiben gemieden wurden. Später im Jahr konnten an beiden Nistwänden auch andere Hautflügler – Lehmwespen, Grabwespen, Goldwespen – beobachtet werden. Diese belegten vor allem bei der Tongrube auch die Bohrlöcher in den Pappelholzscheiben sowie in der Lehmwand.
Zum Abschluss der Untersuchungen erfolgten Bewertungen der Untersuchungsflächen hinsichtlich ihrer Habitatqualität für Wildbienen und ihre Verwandten sowie Vorschläge und Empfehlungen zur Weiterentwicklung und Optimierung.